Der digitale Zustand der Nation – Österreich 2025
Wir schreiben das Jahr 2025, und Österreich steht digital dort, wo ein ambitioniertes Mittelmaß sich mit leiser Selbstzufriedenheit paart. Die Fakten sprechen eine klare Sprache – aber wer hinhört, sollte auch zwischen den Zahlen lesen.
147 % Mobilfunkpenetration – und doch nicht 100 % smart
13,4 Millionen Mobilfunkverbindungen bei 9,1 Millionen Einwohner:innen. Willkommen in der Epoche der Multiplen Endgeräte. Jeder hat mindestens ein Gerät, viele zwei, und nicht wenige nutzen sie beruflich und privat parallel. Doch nur 99,6 % dieser Verbindungen sind „broadbandfähig“. Das heißt: Wir sind zwar online, aber längst nicht immer sinnvoll angebunden. Und schon gar nicht flächendeckend digital kompetent.
Wenn Sie digital kommunizieren, dann bitte nicht mit 2018er Denkweise. Mobile First war gestern. Heute ist „Context First“ gefragt. Analysieren Sie, wo Ihre Zielgruppen unterwegs sind, wie sie kommunizieren – und wann sie bereit sind, zuzuhören. Nutzen Sie diese Daten für zielgerichtetes Messaging. Push-Mitteilungen sind keine Megafone – sie sind chirurgische Werkzeuge in einer fragmentierten Medienrealität.
Internet für (fast) alle – aber was heißt schon online?
8,69 Millionen Menschen nutzen das Internet – auf dem Papier. Aber digitale Teilhabe endet nicht beim WLAN. Geschwindigkeit ist da, aber was fehlt, ist Tiefe: digitale Medienkompetenz, kritisch-reflexive Nutzung und echte Interaktion statt bloßer Rezeption.
Nutzen Sie digitale Kanäle nicht nur als Distributionsplattform, sondern als Dialograum. Stellen Sie Fragen. Reagieren Sie auf Antworten. Fördern Sie User-generated Content, um aus Konsumenten Communitys zu formen. Denken Sie Plattformen nicht nur als Bühne, sondern als Beziehungskanal – inklusive Service, Feedback und co-kreativen Prozessen.
Soziale Medien – das digitale Paralleluniversum
7,3 Millionen Social-Media-Identitäten, aber keiner weiß genau, wie viele davon Menschen mit echten Interessen und Kaufkraft sind. TikTok verliert an Reichweite, Pinterest wächst stark. Plattformdynamiken sind keine linearen Kurven, sondern chaotische Ströme.
Sie brauchen eine Plattformstrategie mit Exit-Option. Hinterfragen Sie regelmäßig die Relevanz Ihrer Kanäle. Haben Sie auf TikTok noch was zu sagen – oder macht Ihre Marke dort nur noch mit, weil es alle tun? Diversifizieren Sie Ihre digitale Präsenz, aber nicht blind. Setzen Sie auf Storytelling mit Substanz – kanaladäquat, datenbasiert und mutig anders.
Facebook – die digitale Fußgängerzone
3,25 Millionen User, davon viele aus der Generation „Sonntags-Postings und Katzenbilder“. Facebook ist nicht tot – aber es ist auch kein Innovationsmotor mehr. Es lebt von seiner Trägheit, nicht seiner Strahlkraft.
Wenn Sie auf Facebook kommunizieren, dann bitte alters- und zielgruppengerecht. Nutzen Sie die Plattform für Bestandskundenpflege, Service-Kommunikation und lokal verortete Kampagnen. Und investieren Sie in Community-Management – nicht in seelenlose Sponsored Posts mit Stockbildern und Rabattcodes.
LinkedIn – Business, aber make it Österreich
LinkedIn wächst, keine Frage. Aber es bleibt ein Ort der Hochglanzfassaden, Business-Buzzwords und aufpolierten Erfolgsbiografien. Authentizität? Rar. Dialog? Noch rarer.
Nutzen Sie LinkedIn, um sich als Denkende zu positionieren – nicht nur als Ankündiger. Thought Leadership bedeutet: Haltung zeigen. Debatten anstoßen. Fehlbarkeit thematisieren. Mitarbeiter zu digitalen Botschaftern machen. Und zwar nicht mit PR-Sprech, sondern mit echter Substanz.
TikTok, Instagram & Co. – zwischen Glitzer, Reichweite und Algorithmus-Alchemie
TikTok verliert Reichweite, Instagram stagniert. Das Problem? Übersättigung. Nutzer:innen sind nicht mehr leicht zu beeindrucken. Inhalte müssen mehr sein als hübsch – sie müssen Haltung zeigen, Kontext bieten, überraschen.
Setzen Sie auf "Edutainment": Informationsvermittlung mit Unterhaltungswert. Denken Sie in Content-Serien statt in Einzelsnippets. Und vor allem: Geben Sie Ihren Kanälen ein Gesicht. Menschen folgen Menschen – nicht Logos. Machen Sie Ihre Marke menschlich, anfassbar, fehlerfreundlich.
Messenger & Dark Social – das unsichtbare Netz
Messenger-Dienste verlieren laut Zahlen, doch faktisch verlagert sich hier die Kommunikation hin zu Kleingruppen, 1:1-Chats, Voice-Messages – die dunkle Materie der digitalen Kommunikation.
Ignorieren Sie Dark Social auf eigene Gefahr. Entwickeln Sie Strategien für WhatsApp-Newsletter, Customer Service via Messenger und den Aufbau digitaler Mikrogemeinschaften. Die effektivste Botschaft ist oft die, die nicht öffentlich sichtbar ist – sondern geteilt, empfohlen, weitergeleitet wird. Vertrauen ist hier die neue Reichweite.
Alternde Gesellschaft, digitale Spreizung
Medianalter: 43,6 Jahre. 21 % der Bevölkerung ist über 65. Und die digitale Kluft wächst. Zwischen Urbanität und Provinz, Jung und Alt, Tech-Savvy und Digitalresignierten.
Denken Sie Barrierefreiheit digital – nicht nur technisch, sondern kommunikativ. Schreiben Sie klar, sprechen Sie in verständlichen Bildern, bauen Sie Vertrauen über Konsistenz auf. Bieten Sie Einstiegspunkte für digitale Spätstarter. Digitalisierung muss nicht hip sein – sie muss hilfreich sein.
Digital 2025: Austria
Österreich 2025 ist digital auf dem Weg – aber nicht angekommen. Unternehmen, die glauben, digitale Kommunikation sei ein zusätzlicher Vertriebskanal, haben die eigentliche Revolution nicht verstanden. Kommunikation ist kein Anhang zur Strategie – sie ist die Strategie. Wer jetzt nicht investiert, wird bald irrelevant. Nicht wegen fehlender Technologie. Sondern wegen fehlender Relevanz.