Hashtags, Herzchen, Hustle: Creator als Microbrands im Algorithmus-Kapitalismus.

Mein Kommentar zur “Digital Business” Masterarbeit “Microbusinesses on Instagram: Author Marketing”.

Es war einmal ein Autor. Sie schrieben ein Buch, gaben es einem Verlag, warteten auf Ruhm – und tranken dabei viel Kaffee. Heute sieht das anders aus: Wer schreiben will, muss gleichzeitig fotografieren, netzwerken, posten, Storys machen, Algorithmen deuten und idealerweise auch noch mit Reels tanzen können. Willkommen im digitalen Zeitalter der DIY-Markenbildung auf Instagram – wo „Literatur“ sich im Karussell-Post zwischen Kerzenlicht und Katzenbild beweisen muss.

Autoren sind nicht mehr nur Schriftsteller. Sie sind Microbusinesses mit Social-Media-Pflicht.

Der durchschnittliche Instagram-Autor ist nicht nur Selfpublisher, sondern auch Selfmarketer, Selfdesigner, Selfanalyst. Alles in Personalunion. Der eigentliche Text? Nur ein Teil des Produktportfolios. Der Rest ist Verpackung in Form von personalisiertem Feed, ästhetischer Konsistenz und Community-Management mit emotionalem Feingefühl. Literatur, das bedeutet heute auch: passende Hashtags, regelmäßig posten, Reichweite optimieren.

Von der Feder zum Feed – die Instagramisierung der Schriftkultur

Die Kernfrage ist bestechend einfach: Lohnt sich Instagram als Marketingplattform für Autorinnen?* Die Antwort: Jein. Denn das, was für Modeblogger oder Kochkanäle funktioniert, ist für Autor*innen – deren „Produkt“ ein Buch, also Text, ist – nur eingeschränkt visuell inszenierbar.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte? Tja, Bücher sagen tausend Worte, aber schlecht in Bildern.

Hier beginnt der Hustle: Schreibende müssen ihre Kreativität doppelt ausbeuten. Erst in der Geschichte, dann in ihrer Verpackung. Wer sein Autor*innenleben erfolgreich vermarkten will, zeigt Schreibtische, Buchcover, Schreibphasen – und manchmal sich selbst, am besten mit Katze und Kaffeetasse. Das wirkt „authentisch“. Und Authentizität ist der neue Luxus im Zeitalter des durchkuratierten Social Feeds.

Community statt Konzern: Sichtbarkeit durch Nähe

Was bleibt, wenn das Werbebudget gleich null ist? Nähe. Die Community als Katalysator für Sichtbarkeit. Die eigene Leserschaft wird zum Fanclub, zur Fokusgruppe, zur Crowd. Community-Management ist dabei nicht Beiwerk, sondern Kern der Marketingstrategie. Die Beziehung ersetzt die Reichweite.

Doch dieser Community-Aufbau ist kein Selbstläufer. Es braucht:

  • Strategisches Storytelling – über die Person hinter dem Buch.

  • Konsistenz – im visuellen Stil wie in der Kommunikation.

  • Feedbackkultur – echt, direkt, dialogisch.

Und neuerdings: Künstliche Intelligenz.

KI als Co-Autor im Content-Studio

Wer 2025 Bücher verkauft, nutzt nicht nur Canva, sondern auch ChatGPT (ja, mich!), Midjourney & Co. Autoren automatisieren ihre Postings, generieren Ideen, erstellen Captions mit GPT und timen ihre Beiträge mit Tools wie Later oder Buffer. Die Zukunft des Content-Marketings ist skalierbar – auch im Ein-Personen-Verlag.

Aber: KI macht keinen Bestseller aus einem schlechten Text. Sie macht nur den Hustle effizienter. Und sie verstärkt, was ohnehin da ist: Sichtbarkeit, Professionalität – oder auch die digitale Erschöpfung.

Fazit: Insta oder Insta-nicht? Das ist hier die Frage.

Instagram ist keine Garantie auf Erfolg. Es ist ein Werkzeug – das sich perfekt eignet, wenn man die Regeln versteht. Und die wichtigste Regel lautet: Nicht verkaufen, sondern verbinden.

Denn Erfolg auf Instagram ist nicht linear, sondern relational. Es geht nicht um 10.000 Follower – sondern um 100 echte. Es geht nicht um Perfektion – sondern um Persönlichkeit. Und es geht, paradoxerweise, um echte Geschichten in einem durchinszenierten Umfeld.

Credits

Digital Business Masterarbeit “Microbusinesses on Instagram: Author Marketing” (Download)

Fachhochschule: Technikum Wien

Autor: Bojana Kalanj

Begutachter*in: Sedat Büyükdemirci

Datum: 24.1.2020

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