
Print ist tot – lang lebe die Community!
Mein Kommentar zur “Potenzial von Community-Management als Teilbereich der digitalen Transformation von Printmedien. Optimierung von Arbeitsabläufen”.
Es gibt einen altgedienten Satz im Journalismus: „Don’t read the comments.“ Wer je einen Facebook-Thread unter einem Zeitungsartikel zu Migration oder Gender gelesen hat, weiß warum. Und doch – dieser Satz ist heute nicht nur alt, sondern fahrlässig falsch. Denn: Wer in der digitalen Medienwelt 2025 ernst genommen werden will, darf sich nicht länger vor der Community verstecken – sondern muss sie aktiv gestalten.
Die gute Nachricht: Community-Management ist nicht mehr das, was es mal war – ein bisschen Kommentare löschen und Emojis setzen. Es ist zur strategischen Lebensversicherung für Printmedien im digitalen Sturm geworden. Eine publizistische Notwendigkeit. Und: ein Zukunftslabor.
Die schlechte Nachricht: Die meisten Verlage tappen noch immer im UX-Nebel, während ihre Communitys längst im TikTok-Takt denken.
Das digitale Überleben der Druckerschwärze
Print stirbt. Nicht plötzlich, nicht dramatisch – sondern leise, in Auflagenrückgängen und steigenden Papierpreisen. Der wahre Tod kommt in Pixeln: In Form von E-Papers, Copy-Paste-Websites ohne Mehrwert und halbherzigen Social-Media-Kanälen, die so lebendig sind wie das Faxgerät in der Redaktionsküche. Die Lösung? Sie trägt Hoodie, chattet in GIFs – und nennt sich Community.
Community-Management ist das neue Feuilleton: Es entscheidet darüber, ob Inhalte geteilt, diskutiert oder ignoriert werden. Es ist der Unterschied zwischen Content, der konsumiert, und Content, der gelebt wird.
Ein Beispiel: Das österreichische Erfolgsmodell „Der Standard“ generiert monatlich rund 250.000 Euro durch seine Posting-Community. Kein Witz. Die Kommentarspalte als Cashcow. Möglich macht das: gutes Moderationsmanagement, smarte Incentivierung und ein klarer Community-Kodex. Hier wird nicht diskutiert – hier wird monetarisiert.
Von Leserbrief zu Livechat: Medien brauchen Dialog, keinen Monolog
Die Generation Z kauft keine Zeitung. Sie liked, postet, remixt. Die Aufmerksamkeitsspanne? Kürzer als ein TikTok-Clip. Was sie will: Reaktion in Echtzeit. Messenger. Chatbots. Voice. Kurz: Interaktion auf Augenhöhe, nicht Redaktion auf Kanzel.
Und genau hier liegt das disruptive Potenzial von Community-Management: Es ersetzt nicht Journalismus – es rahmt ihn neu. Als Dialog. Als Beziehung. Als Plattform.
Die Tools? Heute schon beeindruckend. Morgen revolutionär:
KI-gesteuerte Chatbots, die Kommentare nicht nur beantworten, sondern inhaltlich weiterdenken.
Predictive Moderation, die toxische Debatten erkennt, bevor sie eskalieren.
Content-Automation, die User Generated Content (UGC) in hochwertiges Storytelling verwandelt.
Conversational Interfaces, die News in WhatsApp & Co. liefern – snackable, smart, sozial.
Community ist kein Add-on – sie ist das Betriebssystem
In einer Plattformwelt, in der Meta, X (ehemals Twitter) und TikTok die Kommunikationsregeln diktieren, müssen Medienhäuser mehr sein als Contentlieferanten. Sie müssen Gastgeber sein. Für Debatten. Für Inhalte. Für Menschen.
Wer das Community-Management ernst nimmt, tut zwei Dinge:
Er baut Vertrauen auf. In einer Zeit, in der „Lügenpresse“-Rufe zum Meme geworden sind, ist Vertrauen die härteste Währung im digitalen Journalismus.
Er generiert Relevanz. Algorithmisch, gesellschaftlich, wirtschaftlich. Community-Engagement ist SEO für die Seele.
Fazit: Die Community ist das neue Abo-Modell
Der digitale Wandel ist kein Projekt – er ist ein Dauerzustand. Wer ihn überleben will, braucht keine Vision – sondern eine Community. Mit Haltung. Mit Technik. Mit Strategie. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wie radikal Community-Management gedacht wird.
Credits
Digital Business Masterarbeit “Potenzial von Community-Management als Teilbereich der digitalen Transformation von Printmedien. Optimierung von Arbeitsabläufen” (Download)
Fachhochschule: Technikum Wien
Autor: Harald Heindl
Begutachter*in: Sedat Büyükdemirci
Datum: 12.5.2020
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