
Digitale Beratungsunternehmen: Wenn die PowerPoint zu leben beginnt.
Mein Kommentar zur “Digital Business” Masterarbeit “Business Applications für digitale Geschäftsmodelle von Beratungsunternehmen”
Stellen Sie sich vor: ein Beratungsunternehmen, das vollständig digital agiert – kein Büro, kein Pendelverkehr, kein Kaffeevollautomat mit „Bitte Wasser nachfüllen“. Nur smarte Tools, smarte Menschen, smarte Geschäftsmodelle. Was vor fünf Jahren bestenfalls als ambitionierte Zukunftsvision auf einer Innovationskonferenz herumlief wie ein gelangweilter Start-up-Gründer auf der Suche nach Investoren, ist heute fast schon Basislager für die nächste Evolutionsstufe des Consultings: das AI-first Beratungshaus, vollständig remote, vollständig resilient, vollständig jetzt.
Und genau hier beginnt die eigentliche Geschichte.
Denn: Beratungsunternehmen – oft als analoge Dinosaurier im schicken Maßanzug verspottet – befinden sich in einem evolutionären Brennofen. Die Masterarbeit, auf deren Fundament dieser Gedanke steht, analysierte akribisch, was möglich ist, wenn man Beratungsunternehmen digital denkt. Wirklich digital – nicht nur als Website mit PDF-Broschüre.
Was dabei herauskam?
Eine präzise Kartierung der digitalen Tool-Landschaft, eine SWOT-Analyse zwischen Bits und Beratungsrealität und der verzweifelte Schrei nach strukturiertem Business Model Design mit einem CRM statt Excel-Sheet.
Doch der Zeitpunkt dieser Betrachtung – wir schreiben das erste Pandemiejahr 2020 – ist aus heutiger Sicht fast niedlich. Denn seitdem hat sich eine weitere digitale Urgewalt in die Arena geschoben: generative KI. ChatGPT, Claude, Midjourney – Werkzeuge, die nicht nur beraten, sondern gleich mitschreiben, simulieren, optimieren und personalisieren. Die klassische Beraterkompetenz, die einst in PowerPoint-Salven und Excel-Voodoo bestand, wird ergänzt – oder kannibalisiert – durch semantische Maschinenintelligenz.
Was bedeutet das konkret für Beratungsunternehmen?
Digitalisierung ist Pflicht, nicht Kür. Wer heute kein digitales Geschäftsmodell betreibt, riskiert nicht nur seine Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch seine Relevanz. Der USP für viele Beratungsfirmen liegt längst nicht mehr im Content, sondern im Kontext, in der Fähigkeit, schnell und präzise auf Kundenbedürfnisse zu reagieren – möglichst automatisiert, skaliert, durchintellektualisiert.
Die Business Applications sind das Rückgrat. Kollaborationstools wie Microsoft Teams oder Asana, CRM-Systeme wie HubSpot, Automatisierung mit Make oder Zapier, Wissensmanagement über Notion oder Confluence – das ist kein Tech-Schnickschnack, sondern Infrastruktur des Überlebens.
Beratungsleistung ist ein Produkt. Und wie jedes Produkt braucht es ein UX-Design, eine Customer Journey, ein Value Proposition Canvas. „Beratung“ darf nicht länger ein Prozess sein, der beginnt, wenn jemand ein Büro betritt, sondern wenn ein Bedürfnis in einem Google-Suchfeld landet.
AI is not the enemy – it's the intern. Eine strategisch eingebundene AI kann repetitive Aufgaben übernehmen, komplexe Datensätze analysieren oder gar Kundenpräsentationen in einer Qualität erstellen, die manch Senior Consultant erblassen lässt. Wer das nicht nutzt, verliert – nicht morgen, sondern vorgestern.
Und jetzt der Haken: Viele Beratungsfirmen in Österreich (und nicht nur dort) sind Einzelunternehmen oder Kleinstfirmen. Die Hürde, sich auf die digitale Spur zu setzen, ist enorm – nicht technisch, sondern kulturell. Es ist das Mindset, das fehlt, nicht die Software.
Aber hier hilft der Gedanke der Arbeit weiter: Mit einem gut kuratierten Set an Business Applications und einem bewusst modularen Geschäftsmodell lassen sich Beratungsleistungen nicht nur digitalisieren – sie lassen sich revolutionieren. Die Jobsbutler GmbH, das Fallbeispiel aus der Arbeit, zeigt, wie man konsequent digitalisieren kann – und dabei sogar resilient gegenüber Krisen bleibt.
Fazit?
Digitalisierung im Consulting ist kein Experiment mehr. Es ist Standard. Wer das noch immer nicht akzeptiert, hat bald so viel Marktrelevanz wie ein Faxgerät in einem Coworking-Space.
Was heute zählt: Eleganz im Toolstack, Klarheit im Geschäftsmodell, Offenheit für AI-gestützte Prozessintelligenz – und ein Rest Haltung, wie ihn einst Marshall McLuhan so schön zusammenfasste: "We shape our tools, and thereafter our tools shape us."
Es ist an der Zeit, dass Beratungsunternehmen nicht mehr nur digitale Tools nutzen – sondern mit ihnen denken lernen. Alles andere ist PowerPoint-Romantik.
Credits
Digital Business Masterarbeit “Business Applications für digitale Geschäftsmodelle von Beratungsunternehmen” (Download)
Fachhochschule: Technikum Wien
Autor: Dieter Puganigg
Begutachter*in: Sedat Büyükdemirci
Datum: 14.5.2020
Fragen? fragen!
Sind Sie bereit, den digitalen Durchschnitt zu sprengen? Kontaktieren Sie mich, um Ihre digitale Deutung zu optimieren – jetzt den nächsten Schritt wagen!
Tauchen Sie ein in den digitalen Diskurs.
Tragen Sie Ihre E-Mail ein und erhalten Sie ungeschliffene, unverblümte Updates direkt in Ihr Postfach.